Textilsektor: Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser…
Was: Podiumsdiskussion mit Vertretern aus der Politik
Wann: 10. November 2010, 19.30 Uhr
Wo: Ver.di-Haus, Großer Saal, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin
Immer mehr Kunden wollen fair gehandelte „saubere“ Produkte. Produkte also, die unter sozial gerechten Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Deshalb werben nun auch Discounter vermehrt mit ihrer angeblichen sozialen Unternehmensverantwortung. Doch gerade im Textilbereich, in dem vor allem Frauen arbeiten, herrschen bedrückende Arbeitsbedingungen. Armutslöhne sind die Regel.
Deshalb hat die Kampagne für Saubere Kleidung im April 2010 eine Klage gegen Lidl’s irreführende Werbung unterstützt. Mit Erfolg, denn Lidl musste die Werbung zurückziehen.
Allerdings hat sich an den Arbeitsbedingungen der betroffenen ArbeiterInnen nichts geändert. Das deutsche Rechtssystem bietet bisher keine Möglichkeit, Unternehmen direkt für Arbeitsrechtsverletzungen bei ihren Zulieferern verantwortlich zu machen. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen haben aber leider nur wenig bewirkt. Die Kampagne für Saubere Kleidung fordert deshalb die Bundesregierung und EU auf, verbindliche Regeln für Unternehmen einzuführen. Zusammen mit dem Netzwerk für Unternehmensverantwortung (CorA) drängt die Kampagne darauf, dass deutsche Unternehmen für die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt haftbar gemacht werden müssen. Das Motto lautet: „Rechte für Menschen, Regeln für Unternehmen!“
Die Kampagne für Saubere Kleidung lädt PolitikerInnen der verschiedenen Bundestagsfraktionen ein, diese Forderung zu diskutieren.
Bei der Podiumsdiskussion berichten auch Gäste aus Bangladesch und Indonesien selbst über die alltäglichen Arbeitsrechtsverletzungen. Gemeinsam werden sie diskutieren, was die Politik gegen internationale Arbeitsrechtsverletzungen tun kann.
Gäste
Arifa gehört der bangladeschischen Textilgewerkschaft National Garment Workers Federation (NGWF) an. Sie hat selbst lange Jahre als Näherin in einer Fabrik gearbeitet und dort einen Betriebsrat gründet.
Jessmin hat bei einem Zulieferer von Lidl in Bangladesch gearbeitet. Sie ist eine erfahrene Näherin. Als ihre Fabrik von einem auf den anderen Tag vom Fabrikbesitzer geschlossen wurde, kämpfte sie mit Unterstützung der NGWF um ausstehende Löhne und Entschädigungen für die ArbeiterInnen. Ihre Ausbildung musste sie abbrechen, um ihre Familie finanziell zu unterstützen.
Khorshed Alam hat im Auftrag der Kampagne für Saubere Kleidung vier Lidl-Zulieferer untersucht und gravierende Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen festgestellt. Er ist Leiter des Instituts AMRF (Alternative Movement for Resources and Freedom Society) und engagiert sich für bessere Arbeitsbedingungen in seinem Heimatland.
Rita Olivia Tambunan engagiert sich in der Kampagne für einen ‚Asiatischen Grundlohn‘ (Asia Floor Wage – AFW). Als Anwältin für Arbeitsrecht arbeitet sie bei der gewerkschaftsnahen indonesischen Nichtregierungsorganisation TURC.
Programm
Begrüßung Ulrich Dalibor, ver.di-Bundesverwaltung, Fachbereich Handel
Berichte aus Bangladesch und Indonesien
Podiumsdiskussion mit Mitgliedern des Bundestags (MdB):
Cornelia Behm, Bündnis 90/Die Grünen, Ausschuss für Verbraucherschutz
Jürgen Klimke, CDU, Auswärtiger Ausschuss
Ulla Lötzer, Die Linke, Ausschuss für Wirtschaft und Technologie
Dr. Sascha Raabe, SPD, Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
n.n., FDP
Moderation: Annette Jensen (taz – die tageszeitung)
Die Podiumsdiskussion findet im Kontext einer deutschlandweiten Rundreise der Südgäste veranstaltet von der Kampagne für Saubere Kleidung und der Friedrich-Ebert-Stiftung statt. Die Veranstaltung in Berlin findet in Kooperation mit Ver.di, dem INKOTA-netzwerk und FEMNET-ev. statt.
Die Kampagne für Saubere Kleidung dankt der Bewegungsstiftung für ihre Unterstützung.
Unterwegs zu relevanten Orten