7.10.: Berliner Innovationskreis-Treffen, 19 Uhr

Einladung zum Treffen des Berliner Innovationskreises
am 7. Okt. 2011
Katholische Akademie – Berlin, Hannoversche Str. 5

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitsuchende in Sachen Alternativen,

angesichts sich weiter verstärkender Krisenerscheinungen in einer immer stärker globalisierten, zugleich kaum noch durchschaubaren und ganz offensichtlich auch politisch nicht mehr steuerbaren Finanz- und Wirtschaftwelt, mit all den daraus resultierenden Abhängigkeiten und Gefährdungen auch für jeden von uns, wächst heute bei vielen Menschen der Zweifel, inwieweit Zukunftssicherung noch über reines Geldsparen und Geldanlegen erfolgen kann.

Daher kommt mit Blick auf die Zukunft der Frage nach der eigenen wie der gemeinschaftlichen Existenzsicherung eine immer größer werdende Bedeutung zu.
Zunehmend mehr Menschen bewegt daher auch die Frage: “Wie können wir zentrale Bereiche unserer eigenen Existenzsicherung, beginnend mit der Ernährung (zugleich auch in Verbindung mit anderen Grundbedarfsbereichen wie Wasser, Energie, kommunalen Versorgungs- und Infrastrukturbereichen), wieder in die eigenen Hände nehmen?“

Unter dem Leitbild: “Regionalität –Überschaubarkeit – Selbstverfügbarkeit“ haben wir in den letzten Veranstaltungen eine Reihe von erfolgreichen und nachahmenswerten Projekten, Initiativen und Konzepten der Nah- und Selbstversorgung vor- und zur Diskussion gestellt.

Diesen Suchprozess nach positiven und bereits gelungenen Beispielen wollen wir in unserem

Berliner Innovationskreis:
“Alternativen in Arbeit, Technik, Betrieben und Regionen“,

fortsetzen und Sie herzlich dazu einladen, sich daran mit eigenen Erfahrungen und Hinweisen zu beteiligen.

Daher haben wir auch unsere nächste Veranstaltung erneut unter die Überschrift gestellt:
Zeigen was es bereits gibt:
Erfolgreiche Bespiele regionaler Wertschöpfungs- und Versorgungsnetzwerke auf dem Gebiet der Ernährung und Gebrauchsgüter des täglichen Bedarfs.

Zeitpunkt unserer Veranstaltung:

Freitag, d. 7. Okt. 19.00 h.

Ort: Saal 5. in der Katholischen- Akademie in Berlin, Hannoversche Str. 5 (U-Bahnstation Oranienburger Tor) nahe Bundesministerium für Bildung und Forschung).

Zum Zeitpunkt und Ort wieder folgender Hinweis:
Wie bei unseren Treffen üblich, steht für alle, die an Kontaktmöglichkeiten zu anderen Akteuren unseres Kreises interessiert sind, bereits ab 18.00 h wieder die Möglichkeit zum persönlichen Zusammentreffen und zum Erfahrungsaustausch. Auch werden uns wieder eine Auswahl von Getränken und ein Suppenangebot gegen Bezahlung (!) zur Verfügung stehen.

Kurzdarstellungen der 3 zu erwartenden Beiträge:

1.) Die Berliner Brotbäckerei “Märkisches Landbrot“ ist ein vielfach ausgezeichneter ökologischer Produktionsbetrieb, dessen verschiedene Backwaren (derzeit 62, davon 2/3 Vollkornprodukte) weit über Berlin hinaus bekannt sind. Heute sind dort ca. 44 Personen beschäftigt.
Der Gründer des “Märkischen Landbrots“, Joachim Weckmann, hat seit dem Start der Fa. (1981) größten Wert darauf gelegt, daß nur nach ökologische Kriterien produzierte Waren hergestellt werden. Seit 1992 sogar in Demeter-Qualität.
Für sein beharrlich-erfolgreiches Wirken wurde er dafür im Jahre 2003 mit dem Bundesverdienst-kreuz ausgezeichnet.
Ca. 80 Prozent des beim Märkischen Landbrots verarbeiteten Getreides wird von Demeter-Höfen aus dem regionalen Umland (gemäß des Prinzip der kurzen Wege) bezogen.
In Zusammenarbeit mit Landwirten der Region und der Hochschule in Eberswalde wird desweiteren gezielt der Wiederanbau alter Getreidesorten (auch zum Erhalt der Bio-Diversität) gefördert.
Da gerade auch dem Wasser bei der Herstellung qualitativ-hochwertiger Backwaren eine große Bedeutung zukommt, verfügt das “Märkischen Landbrot“ auch über einen eigenen Brunnen.
Für den ökologischen Produktionsteil ist der Umwelt-Ing. Jürgen Baummann zuständig, in dessen Aufgabenbereich auch Schulungen und der Besucherverkehr (pro. Jahr ca. 6.000) fallen.
Auch erstellt er die Umweltbilanzen des Betriebes (ökologische Fußabdrücke).
Er wird uns das erfolgreiche Konzept des “Märkischen Landbrots“ vorstellen und berichten, wie es gelingt, regionaler Vernetzungen, basierend auf gegenseitigem Vertrauen und Nutzen, aufzubauen.
2.) Auch das Öko-Dorf Brodowin mit seinen Öko-Körben und seinen Produkten, geziert mit einem mit einem eigenen, sehr markanten Logo, ist in Berlin und Brandenburg ein Begriff für landwirtschaftlich-hochwertige Lebensmittel in bester Demeter-Qualität. (www.brodowin.de)
Das Ökodorf Brodowin liegt rund 80 km nordöstlich von Berlin und gehört mit seinen über 1.200 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und seinem Viehbesatz von ca. 280 Milchkühen und weiteren Tieren zu den größten Demeter-Betrieben in Deutschland.
Ludolf v. Maltzan (seit 1991) und Peter Krantz (bereits früher LPG) sind die beiden GF der Ökodorf-Brodowin GmbH.
Heute arbeiten im Landwirtschaftsbetrieb, in der Vermarktung, in der Verwaltung und in der Meierei mehr als 70 Mitarbeiter (50% Frauen). Dazu kommen noch 5 Auszubildende, Saisonkräfte und einige Praktikanten, wobei mehr als die Hälfte der Beschäftigten aus Brodowin selbst kommen.
Damit zählt Brodowin zu den wenigen Dörfer in der Region, die in den letzten Jahren einen Bevölkerungszuwachs hatten.
Neben der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft, der Meierei und der Vermarktung ist das Ökodorf Brodowin in zahlreiche weitere Aktivitäten der Landschaftspflege, des Naturschutzes und der Weiterverbreitung der Ideen des ökologischen Landbaus eingebunden.
Wie der Umbau eines ehemaligen LPG-Dorfes zum erfolgreichen Öko-Betrieb mit seinen vielen positiven Auswirkungen ins Umfeld gelingen konnte und damit ein mögliches Vorbild für andere heute meist nur noch durch Subventionen und Monokulturen gekennzeichnete Landwirtschaftsbetriebe erreicht werden kann, das wird sicherlich auch zu den Punkten zählen, die Ludolf v. Maltzan mit uns diskutieren dürfte.
3.) Die Verbrauchergemeinschaft für umweltgerecht erzeugte Produkte eG. (VG eG Dresden) ist schrittweise aus dem 1991 entstandenen Umweltzentrum Dresden hervorgegangen.
1994 wurde zunächst die Rechtsform des Verein gewählt, bis 2005 der wirtschaftliche Bereich als Genossenschaft ausgegliedert wurde
Die vier Läden der VG eG sind Mitgliederläden, d.h., die „Kunden“ sind alle Mitglied der eG, was bedeutet, die Finanzierung erfolgt hauptsächlich über die Zahlung eines monatlichen Festbetrages der Mitglieder und nicht vorrangig über Warenaufschläge.
Sie zahlen einen monatlichen Festbetrag von 15,00 EUR pro Person und kaufen zum günstigen Genossenschaftspreis ein (bei regionalen Produkten kein Aufschlag auf den Einkaufspreis, bei überregionalen ein kleiner).
In zwei Läden gibt es auch das Zweipreismodell – die Waren werden zusätzlich für den Verkauf an Nichtmitglieder zu branchenüblichen Preisen angeboten, die Mitglieder kaufen hier zum günstigen Genossenschaftspreis ein.
Momentan hat die VG ca. 5.400 aktive Mitglieder.
Zum Zeitpunkt der Gründung der Genossenschaft gab es drei Ladengeschäfte mit 14 beschäftigten Personen, die vorher vom Verein betrieben wurden..
Neben der Vermarktung umweltgerecht erzeugter Produkte leistet die Genossenschaft Verbraucherberatung, Verbraucherschutz und stellt den Kontakt zwischen Erzeugern und Verbrauchern her.
Z.Z. werden die 4 VG- Läden von ca. 80 regionalen Betrieben beliefert, deren Produkte mit einem eigenen Regionalprodukte-Logo gekennzeichnet sind.
„Regional“ heißt bei VG: Herstellung oder Verarbeitung im Umkreis von 150 km von Dresden.
Über die Erfahrungen mit diesem Genossenschaftskonzepts, seiner möglicher Erweiterung und auch Übertragung auf andere Regionen wird uns dann der VG-Vorstand Jonathan Kirchner (ein Ex-Berliner) sicherlich Auskunft und Hinweise geben (www.vg-dresden.de).

Zum Themenabend ein paar Hinweise:

Das unsere heutige industrialisierte Landwirtschaft in Verbindung mit der heute so mächtigen Ernährungsindustrie, die ihrerseits von wenigen multinationalen Handelskonzernen dominiert wird, nach den gleichen Prinzipien der industriellen Massenproduktion und Massenabfertigung organisiert ist und damit sowohl ihre eigenen als auch unser aller Grundlagen (Natur und Gesundheit) zerstört (Böden verlieren an Fruchtbarkeit, Pestizide ihre Wirksamkeit, Massentierhaltungen führen zu gefährlichen Epidemien, Erdöl, und Phosphorbestände gehen zu Ende), bedarf wohl keiner weiteren Ausführungen.
Doch wie sehen Alternativen aus?
In einer Reihe von vorausgegangenen Veranstaltungen hatten wir hierfür immer wieder anregende und mutmachende lokale und regionale Projekte, Initiativen und Konzepte vorgestellt, die auf den Prinzipien: Regionalität, Qualität, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit basieren.

Diesen Suchprozess nach Möglichkeiten einer nachhaltigen und gegenseitig existenzsichernden sowie gemeinschaftlich nutzenstiftenden Nah- und Selbstversorgung in Verbindung mit regionalen Versorgungsnetzwerken wollen wir am 7. Okt. fortzusetzen:
Dazu möchten wir Sie/Euch einladen, daran teilzunehmen, und wo immer möglich, auch durch Mitmachen zu unterstützen.
Laßt uns bei der Ernährung ansetzen!

In diesem Sinne können wir uns bestimmt wieder auf einen anregenden Themenabend freuen und
verbleiben bis dahin mit

freundlich-kollegialen Grüßen

Udo Blum Hartwig Paulsen (alternativen@G-IBS.de)

NS. Hinweis: Die dann folgende Veranstaltung findet am 18. Nov. statt.
Hier wird es vor allem darum gehen, gemeinsam zu überlegen und zu diskutieren, wie wir unsere Kommunikation und Kooperation –gerade auch in praktischer Hinsicht – innerhalb unserem Berliner Innovationskreis und auch mit Wirkungen nach außen – verbessern können.
Hier ist Mitmachen dringend gewünscht, nicht nur bloßes Zuhören!

Ansonsten sei hier erneut auch darauf verwiesen, daß von all unseren letzten Veranstaltungen es auch
DVD-Mitschnitte gibt, die über Manuela Zimmer/Jürgen Kühr (Berlin) per Email Zimmerkuehr@arcor.de bestellt werden können.
Es empfiehlt sich, davon Gebrauch zu machen.